Auf der Webseite http://www.gute-pflege-braucht.de können Sie unsere Kampagne für gute Pflege mit Ihrer Unterschirft unterstützen.

26.03.10

"Gute Pflege braucht... "eine Kampagne des PARITÄTISCHEN Berlin

Von: Dr. Gabriele Schlimper

Unsere Kampagne zu den gesellschaftlichen Herausforderungen der Versorgung hilfe- und pflegebedürftiger Menschen

Die politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahre stellen uns vor erhebliche Herausforderungen. Insbesondere vor dem Hintergrund des demographischen, sozialen und institutionellen Wandels kommt der professionellen Versorgung hilfe- und pflegebedürftiger Menschen eine ganz besonders große Bedeutung zu, um den gestiegenen Ansprüchen angemessen Rechung zu tragen und die Situation der Menschen, die Pflege in Anspruch nehmen, nachhaltig zu sichern und kontinuierlich zu verbessern. Zu den mit den Veränderungen verbundenen Herausforderungen für die Pflege gehören u. a. die vom Deutschen Verein aufgeworfenen Fragestellungen zum Umgang mit den Prognosen, wonach der Trend zur Individualisierung, zur relativen Kinderlosigkeit, zur Zunahme von Einpersonenhaushalten anhält. Außerdem wird die steigende Tendenz, dass jeder solange wie möglich in seiner häuslichen Umgebung verweilen möchte, anhalten. Letztlich wird sich der Anteil der in der Familie gepflegten Menschen weiter verringern und der Bedarf an fremder Hilfe und professioneller Pflege weiter erhöhen. Hinzu kommt ein vermutlich weiter steigender besonderer Betreuungs- und Versorgungsbedarf der an Demenz erkrankten Menschen sowie Fragestellungen zum Umgang mit durchaus kürzeren Verweildauern in Krankenhäusern und der damit verbundenen Verlagerung von medizinisch pflegerischen Leistungen in den Sektor der stationären und/oder ambulanten Pflegeeinrichtungen. Damit nicht genug. Anbieter professioneller pflegerischer Leistungen müssen sich auch mit einer stark zurückgehenden Anzahl von Absolventinnen der allgemein bildenden Schulen und einen damit einhergehender Wettbewerb um Absolvent/Innen auseinandersetzen. Ausbildungsbewerberinnen für Pflegeberufe werden schwerer als bisher zur Verfügung stehen. Offen sind auch die Fragen zum Umgang mit der in den Pflegeberufen typischen hohen Fluktuation bei weiter zunehmenden Belastungen usw.

Es gibt sehr viele Fragen. Nicht alle können sofort beantwortet werden, aber sie sollten bewusst sein und diskutiert werden.

Parallel dazu wird in der breiten Öffentlichkeit in jüngster Vergangenheit immer wieder über Missstände in der Pflege berichtet. Angeprangert werden, und das bestimmt zu Recht, eine teilweise schlechte Qualität in den Prozessen der Pflege, die im Ergebnis dann durchaus auch zu einer inakzeptablen Pflegequalität bei den Betroffenen führen. Dabei zeigt sich ein Phänomen, das wie folgt beschrieben werden kann: Das Image der Pflegekräfte in der Gesellschaft ist tatsächlich gut. Ihre Leistung wird gelobt und anerkannt. Daneben zeichnet sich jedoch immer häufiger ab, dass das Image der Anbieter von Pflege eher als schlecht angesehen wird.  Wenn die Pflege nicht optimal erfolgt, dann liege es oftmals an den schlechten organisatorischen Bedingungen, unter denen die Pflegekräfte arbeiten müssen. So entsteht partiell der Eindruck, dass die Anbieter von Pflegeleistungen unter Generalverdacht gestellt werden.

Wir halten diese Kritikpunkte und Diskussionen vielfach auch für richtig, jedoch sagen wir: eine derartige Reduktion dieser Debatte auf die Verantwortung der Anbieter der Pflege ist zu kurz gegriffen. Das kann so nicht auf Dauer bestehen bleiben.

 

Die Kampagne unter dem Titel „Gute Pflege braucht ...“ als Metapher für die sozialpolitischen Aussagen unter dem Dach des PARITÄTISCHEN Wohlfahrtsverbandes richtet sich an verantwortliche Politiker auf Bundes-, Landes- und Regionalebene, Experten und Fachleute sowie Krankenkassen, Mitglieder und Gäste. Die Kampagne hat dabei weder den Anspruch alle aufgeworfenen Fragen zu beantworten noch alle Probleme zu lösen. Sie dient vor allem dem Zweck, das Bewusstsein für die wachsenden Aufgaben, Anforderungen und Ansprüche an „Gute Pflege“ in der Gesellschaft zu schärfen und soll darüber hinaus dazu beitragen, das oftmals negative Bild von „Pflege“ in unserer Gesellschaft zu korrigieren. Denn: Nicht die Pflege als solches ist schlecht, sondern die Rahmenbedingungen, unter denen sie stattfindet, können und müssen verbessert werden.

 

Die Basis unserer Image-Kampagne bilden die 4 Säulen (Gute Pflege braucht …gute Rahmenbedingungen, Flexibilität, Vertrauen und … viele Hände, die mit anfassen), die durch Bildaussage mit vier Postkartenmotiven einen Bezug zur Pflege herstellen und mit Artikeln aus der Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen versehen sind. Das heißt im Einzelnen: genügend Ressourcen und entlastende Strukturen für professionelle und ehrenamtlich Pflegende, bedarfsorientierte, individuelle Unterstützungs- und Pflegeleistungen, Handlungs- und Bedarfsspielräume sowie ein Recht auf Hilfe zur Selbsthilfe, eigenverantwortliches Handeln der Beteiligten, aber auch die Vernetzung gemeinwesenorientierter freiwilliger Tätigkeiten mit professionellen Versorgungsangeboten. Zu diesen 4 Säulen wird es im Jahr 2010 themenbezogene Workshops geben. Darüber hinaus wird sich eine Ausgabe von Nachrichten PARITÄT mit diesen Schwerpunktthemen befassen. Über den Alltag der Arbeit in einer Sozialstation wurde die Film-Reportage "Ständig unter Strom" produziert.

 

Die Kernbotschaft der Kampagne „Gute Pflege braucht …“, die mit einer Fachtagung am 24. November 2009 im Centre Monbijou Berlin startete, möchte auf den Handlungsbedarf in der Pflege aufmerksam machen und sich mit den aktuellen und zentralen Fragestellungen der Pflege als gesamtgesellschaftliche Herausforderung auseinandersetzen.

 

Fazit: Die Image-Kampagne „Gute Pflege braucht...“ soll zu einer kontinuierlichen und offenen Informationspolitik beitragen und mitwirken, das Image der Pflege zu verbessern sowie das Vertrauen in die pflegerische Dienstleistung bzw. die Einrichtungen der Freien Wohlfahrtspflege stärken. Das alles kann jedoch nur gelingen, wenn alle an der Pflege Beteiligten, dazu gehören die Betroffenen, ihre Angehörigen und/oder Nachbarn ebenso wie Pflegeanbieter, Wohlfahrtsverbände, Kranken- und Pflegekassen sowie kommunale Träger gemeinsam mitwirken.

 

Dr. Gabriele Schlimper